DIE KRAFT DER OASEN

Wüste, Palmen – in der Mitte ein See. Großstadtgetöse, Menschenmengen – ein Raum der Stille. Streiten, weinen –
Mamas Arme. Hamsterrad, Terminmarathon – Meditation. In einsamer Stille: ein Vogelgezwitscher.
Es gibt so viele unterschiedliche Oasen in unserem Leben – doch eines haben sie alle gemeinsam: sie bringen uns wieder ins Gleichgewicht und schenken uns inneren Frieden.

DIE OASE IN DER FERNE
Manchmal fordert uns das Leben heraus und wir sehnen uns nach einer Oase. So erging es mir, als mir meine Freundin von ihren Reiseplänen in ihre alte Heimat Kenia erzählte und wir witzelten, wie schön es wäre, diese Reise zusammen zu machen. Aber das war geradezu absurd. Mein Alltag war bereits kaum zu bewältigen, da ich neben meiner Arbeit, den zwei Kindern, Haus, Garten, Hühnern und Hund auch noch eine Weiterbildung machte. Und doch kam der überraschende Anruf: „Willst du mal ganz spontan sein?“ Es war meine Freundin in heller Panik. Denn sie hatte unglaublicherweise versehentlich doppelt gebucht. Nicht stornierbar. Für sich und ihre zwei Kinder. Mal zwei. Nach kurzem Abwägen – wie verrückt das doch wäre – war klar: so eine Chance kommt nie wieder! Raus aus der Alltags-Wüste – rein in die Abenteuer-Oase. Also wandelten wir ihr Buchungs-Pech in gemeinsames Reise-Glück. Und landeten eine Woche später in Mombasa, bei 33 Grad und 80 % Luftfeuchtigkeit. Die gesamte Reise wurde zur Oase: die Kinder verstanden sich super (wir waren nie zuvor zusammen gereist) und wir zwei Mamas waren glücksbenebelt immer derselben Meinung, ob wir nun eine Pause brauchten oder das nächste Abenteuer rief: Safari, Trail, Schnorcheln … Nach einem Alltag voller Klausuren und Vokabeltests, Deadlines und Orga-Stress war Kenia eine Oase voller Lebensfreude, Tier-Gewimmel (Affen, Geckos, Eidechsen, Vögel – allein schon im Hotel um uns herum) und neuen Blickwinkeln – denn wir kamen sehr schnell mit den Einheimischen in Kontakt, die offen erzählten, wie es ihnen geht.

DIE OASE IN DIR
Nach dem 10 Tage-Oasen-Marathon kam die 20-stündige Rückreise mit einem Gepäck voller unvergesslicher Erinnerungen. Unser Geldbeutel war dünn geworden, doch wir fühlten uns unendlich reich. Erschöpft, aber mit einem tiefen Glücksgefühl im Bauch und kenianischer Musik in den Ohren kamen wir zu Hause an. In unserer ganz eigenen Oase: die Arme des Papas, in die unsere Kinder am Flughafen hüpfen durften; unser kleiner Hund, der vor Glück immer wieder zu mir hochschaute; die gackernden Hühner im Garten, die unser Zuhause so viel lebendiger machen; ein sauberes Bett; eine Sprache, die man auch im Schlaf versteht; genug Arbeit, um Kinder großzuziehen und ein Sozialsystem, bei dem jeder ins Krankenhaus kann – unabhängig von seinem Geldbeutel. Und doch sind das alles nur äußere Dinge. Letztendlich finden wir die größte Oase in uns selbst. Mit unserem eigenen Blickwinkel. Denn wir bestimmen, wie wir die Dinge sehen. Und wenn wir die Dinge so interpretieren, wie sie gut für uns sind, werden wir viel Gutes in unserem Leben finden.

gbm

Redaktioneller Beitrag für die Evangelische STIMME der Triangelis Gemeinde